Jul
2013
Urlaub ist, wenn man etwas anderes macht…
…also habe ich einen Sonntag Vormittag am Computer eingetauscht gegen einen Morgen in der Stadt und bin auf Touristenpfaden durch Berlins Mitte spaziert. Bei angesagten 37°C ist später noch genug Zeit für das kühle Arbeitszimmer…
Start war am Hauptbahnhof, wo ich um 9:34 Uhr den Mann in den Zug nach Köln gesetzt habe.
Der kurze Regenschauer, der gerade niedergeht, kühlt zwar nicht ab, ist aber immer für ein hübsches Fotomotiv gut:
Los geht’s über die Gustav-Heinemann-Brücke Richtung Regierungsviertel.
Am Spreeufer überquere ich den sog. “Spurengarten”. Er ist Teil des 2005 fertiggestellten Spreebogenparks und soll an die Vorgärten des gründerzeitlichen Alsenviertels erinnern, das an dieser Stelle zwischen 1870 und 1880 entstand und sich um 1900 zu einem bevorzugten Standort diplomatischer Vertretungen entwickelt hat. Heute steht davon nur noch die Botschaft der Schweiz.
Auch am Bundeskanzleramt sorgt der morgendliche Schauer für schöne Motive:
Nächster Stopp ist der Reichstag, wo die ersten Touristengruppen aufschlagen:
Die Container des Besucherdienstes stehen direkt neben dem Denkmal zur Erinnerung an 96 von den Nationalsozialisten ermordete Reichstagsabgeordnete.
Die roten Säulen gehören zur “Porträtausstellung” im Rahmen des Berliner Themenjahrs “Zerstörte Vielfalt“.
Zwischen Reichstag und Brandenburger Tor befindet sich das im Oktober 2012 eingeweihte Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma Europas:
Die Gestaltung stammt von dem israelischen Künstler Dani Karavan. Das kreisrunde Wasserbecken symbolisiert einen Brunnen mit schwarzem – “endlos tiefem” – Grund. In die Beckenmitte platzierte der Künstler eine dreieckige steinerne Stele, die an den Winkel auf der Kleidung der KZ-Häftlinge erinnert. Auf dem Stein liegt jeweils eine frische Blume. Immer wenn sie verwelkt ist, versinkt der Stein in der Brunnentiefe, um sich dann wieder emporzuheben – mit einer neuen Blume; gleichzeitig Symbol des Lebens, der Trauer und Erinnerung.
Gegenüber vom Brandenburger Tor laden lange Steinbänke zum Verweilen und Schauen ein:
Einen Steinwurf hinter Brandenburger Tor und US-Botschaft befindet sich das Denkmal für die ermordeten Juden Europas:
Das beeindruckende Holocaust-Mahnmal von Peter Eisenman ist mit seinen 2.711 Stelen ein faszinierender Ort. Die Gestaltung begeistert mich jedes Mal, wenn ich dort bin:
Gleich gegenüber befindet sich am Rande des Tiergartens das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen vom dänisch-norwegischen Künstlerduo Michael Elmgreen und Ingar Dragset (2008 eingeweiht):
Hinter dem Fenster befindet sich ein Bildschirm, auf dem Filmszenen aus dem Alltag homesexueller Paare zu sehen sind.
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegen in den sog. Ministergärten die Landesvertretungen verschiedener Bundesländer, zum Beispiel Niedersachsen und Hessen, aber auch Rheinland-Pfalz, Saarland, Schleswig-Holstein, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern.
Die Landesvertretung von Niedersachsen ziert nicht etwa einer der beliebten Berliner Buddy Bears, sondern ein Elefant in den Landesfarben, bedruckt mit den Namen niedersächsischer Kreisstädte:
Er ist ein Werbegeschenk der Stadt Hannover und soll Touristen auf den Zoo der Landeshauptstadt und überhaupt auf “das schöne Land im Norden” aufmerksam machen.
Und dann tauchen schon die Hochhäuser des Potsdamer Platzes vor mir auf: das Beisheim Center, das Sony Center, der Bahntower und der Kollhoff-Tower:
Es ist kurz vor 10:00 Uhr, und ich gönne mir ein zweites Frühstück im “Caras“, direkt am Potsdamer Ecke Leipziger Platz – Couscous-Salat und einen Iced Chai Tea:
Nur einen Schritt weiter hat man einen tollen Blick auf Beisheim-Center, Bahn- und Kollhoff-Tower:
Noch ein kurzer Fotostop zwischen Potsdamer und Leipziger Platz – die pink- und lilafarbenen Röhren dienen dazu, Grundwasser aus den immer noch zahlreich vorhandenen Großbaustellen (Leipziger Platz, Schlossplatz, Unter den Linden…) abzupumpen:
Mitten auf dem Potsdamer Platz hat jemand ein Fahrrad in ein Kunstwerk bzw. einen Werbeträger für die Opernwerkstätten verwandelt:
Unverzichtbares Andenken:
Kurz vor der Heimfahrt noch der Blick in eine Seitenstraße, dann geht es nach Hause:
Bei diesem schönen Gebäude in der Dessauer Straße 1-2 handelt es sich um das Gildehaus der Berliner Papier- und Druckgewerbe, das 1906 von Bruno Schmitz, dem Erbauer u.a. des Völkerschlachtdenkmals in Leipzig und des Deutschen Ecks in Koblenz, im Auftrag der Papierhaus Carl Hofmann GmbH errichtet wurde.