Jun
2014
Charity: Genauer hinsehen
Quergedachtes schreibt zum Thema Das Geschäft mit der Angst:
Seit vielen Jahren ist es in Mode das reiche und prominente Menschen sich in „Charity“ üben. Es wird Geld gesammelt. Für die dritte Welt, für kranke Kinder, für eine bessere Welt und ja auch für Autismus. Nicht dass man mich falsch versteht: Sich für Menschen einzusetzen denen es nicht gut geht ist eine gute Sache. Aber eben auch nur solange es den Menschen zu Gute kommt.
Beim Thema Autismus bin ich mir da definitiv nicht sicher. Schauen wir mal nach Amerika, dem Mekka des Autismus Charity. Dort gibt es eine „Non Profit Organisation“ namens Autism Speaks. Die sammeln eine Menge Geld im Namen des Autismus ein. Klingt gut? Nun für viele Unternehmen die Autism Speaks unterstützen scheint das so zu sein. So kommen dann in einem Jahr schon mal mehr als 60 Millionen US Dollar zusammen. Und was passiert damit?
Da gehen ganze 4% in die Förderung von Autisten, 46% verschwinden in der Verwaltung, Werbung und dem Aufwand Geld zu sammeln. Weitere 44% fließen in die Genomforschung.
Betrachtet man sich diese Zahlen kann einem schon schwarz vor Augen werden. 46% der Spendengelder schluckt der Verwaltungsapparat Autism Speaks. Vom Rest kommen rund 8% den Autisten direkt zu Gute, fast 90% dessen was übrig bleibt fließt in die Forschung. Gut? Nein!
Was er in seinem äußerst lesenswerten Beitrag am Beispiel Autismus-”Wohltätigkeit” argumentiert, gilt natürlich für alle Bereiche des Spendensammelns.
Wir alle sollten genauer hinsehen, wenn wieder jemand mit der Sammelbüchse klappert, dem Überweisungsträger winkt oder von jedem verkauften Produkt 0,01% in ein “wohltätiges” Projekt zu stecken verspricht:
- Wer steckt dahinter?
- Was wird mit dem Geld gemacht?
- Wem kommt das Geld (letztendlich) zugute?
- Wozu dient mit Spendengeldern finanzierte Forschung?
- Will ich das wirklich mit meinem Geld unterstützen? Auch wenn es nur ein paar Cent sind?
Und das gilt eben nicht nur für die “betrügerischen” Spendensammler, die das Geld in die eigene Tasche stecken, sondern auch – und gerade! – den großen, etablierten Sammelaktionen, die oft mit prominenter Unterstützung daherkommen, sollte man genau auf die Finger schauen.
Seriöse Institutionen/Aktionen veröffentlichen Rechenschaftsberichte. Es kann nicht schaden, dort mal einen Blick hineinzuwerfen und auch hier genau hinzuschauen: 44% der Spendengelder für die Forschung, wie Aleksander am Beispiel ” Autism Speaks” aufführt, klingen erstmal gut. Schaut man dann genauer hin, wird deutlich, dass das Geld im Grunde verwendet wird, um pränatale Gentests zur “Früherkennung” von Autismus zu entwickeln, also letztendlich Autismus “abzuschaffen”. Ist das wirklich eine Hilfe im Sinne der hier und jetzt Betroffenen und ihrer Angehörigen, Freunde und ihres sozialen Umfelds? Wissen die Spender, dass ihr Geld nicht als Hilfe für jetzt lebende Menschen verwendet wird, sondern um künftig die Geburt “solcher” Menschen zu verhindern?
Mir selber ist es im letzten Jahr passiert, dass mich junge Frauen aus einem nahöstlichen Land (das ich jetzt bewusst nicht nenne, um nicht wieder bestimmte Vorurteile zu bedienen) auf der Straße angesprochen und um (finanzielle) Hilfe gebeten haben. Es ging angeblich darum, einen Menschenrechtsanwalt zu finanzieren, der in dem betreffenden Land inhaftierte Bürgerrechtler freibekommen sollte. Sie hatten sogar einen Zettel vorbereitet, auf dem Namen der Inhaftierten und ein Statement des zu beauftragenden Anwalts (einem sehr renommierten Herrn) abgedruckt waren.
Da ich bei solchen Dingen immer etwas skeptisch bin, aber im Prinzip willig war, das Anliegen zu unterstützen, nahm ich mir den Zettel mit. Eine wirklich sehr kurze Internetrecherche hat ergeben, dass zum Einen der betreffende Anwalt die aufgeführten Äußerungen in einem völlig anderen Zusammenhang gemacht hatte und eine Beauftragung durch die Organisation wohl abgelehnt hätte, und dass zum Anderen die inhaftierten “Bürgerrechtler” tatsächlich Angehörige einer extrem rechten und regierungsfeindlichen Organisation waren, die für zahlreiche Terroranschläge und die Destabilisierung des Landes mit verantwortlich waren.
Im Nachhinein bin ich äußerst froh, den wirklich netten Frauen mein Geld nicht gegeben zu haben. Obwohl sie keine Betrügerinnen waren (in ihrem Weltbild mögen sie sich durchaus als “Bürgerrechtler” verstehen), war es richtig, genauer hinzusehen.
Ich kann das nur jedem empfehlen, der kein Geld zu verschenken hat und möchte, dass seine Spende wirklich in seinem Sinne verwendet wird.
Eine Recherche ist heute doch wirklich schnell und einfach zu erledigen, und jeder seriöse Spendensammler gibt einem gerne eine Bankverbindung für die spätere Überweisung von zu Hause aus mit.