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Happy 75th Birthday, Sopi!

Lieber Hans,

Hans "Sopi" Sopartich hoffe, Du sitzt dort oben auf Deiner Wolke und ärgerst Dich nicht zu sehr über das, was hier unten so passiert. Stoff für Deine Cartoons müsstest Du eigentlich gerade mehr als genug haben…

Heute ist es nun tatsächlich 75 Jahre her, dass Du in Breslau geboren wurdest. Erinnern kannst Du Dich daran wohl nicht, denn Du warst ja noch klein, als Deine Eltern 1945 gen Westen fliehen mussten. In Berlin hast Du Deine Wohn-Heimat gefunden, in Irland Deine Wahl-Heimat. Und das nicht nur wegen des Whiskeys, dem Du leider immer ein bisschen zu gern zugesprochen hast.

Dein Tod vor zehn Jahren ist mir immer noch unbegreiflich, und bis heute ertappe ich mich von Zeit zu Zeit bei dem Gedanken: “Was Hans wohl dazu zeichnen würde?”

Ich danke Dir, dass Du so ein wundervoller Mensch und den Menschen in Deiner Nähe ein unvergleichlicher Freund warst. Es war Dir immer ein Anliegen, alle Menschen in Deiner Umgebung zum Lachen zu bringen – auch wenn Dir selbst wohl oft zum Weinen zumute war.  Du schrecktest in Wort und Bild vor keinem geschmacklosen Witz zurück, warfst dabei aber immer einen zutiefst verständnisvollen Blick auf menschliche Schwächen und Macken. Du warst nie verbittert oder zynisch – im Gegenteil, einen liebevolleren und gütigeren Menschen als Dich habe ich nie kennegelernt. Dein „My Goodness!“ in allen Lebenslagen werde ich nie vergessen :-)

Heute trinke ich auf Dein Wohl (natürlich Whisky) und kann Dir versichern: Du wirst hier unten immer noch geliebt und bleibst unvergessen!

Cartoon von Hans "Sopi" Sopart - Dem Tod ein Bein stellen

© Sopi

Slainte, Hans!

 

Foto: privat (Adam Smolinski), August 2003

Baumblüte in Werder

Wie beinahe jedes Jahr zog es mich am letzten Wochenende mit Freunden zum Baumblütenfest nach Werder (Havel) – das 136. Baumblütenfest wird dieses Jahr gefeiert, und wie immer strömte Alt und Jung, Arm und Reich, Betrunken und Nüchtern nach Werder.

Der Regionalexpress um halb elf am Samstag Vormittag ist angemessen voll, und mir tut der mittelalte Japaner in Anzug und Krawatte und mit einem kleinen Blumenstrauß unterwegs zu einem Rendezvous nach Potsdam leid – hätte er gewusst, was ihn da erwartet, hätte er wohl die erheblich längere aber vermutlich stressfreiere Fahrt mit der S-Bahn vorgezogen. Und die Handvoll Fahrgäste, die unterwegs nach Brandenburg zur BUGA waren, werden auch drei Kreuze gemacht haben, als sich in Werder die Menschenmassen aus dem Zug ergossen.

Bereits am Berliner Ostbahnhof weisen Lautsprecherdurchsagen auf das Glasflaschenverbot in den Zügen hin. Die meisten sind aber gewappnet und haben Wilthener Goldkrone und Aldi-Klaren bereits in Wasser- und Limonadeflaschen aus Plastik umgefüllt. Mich macht ja schon  immer der Obstwein trunken genug, aber manch einem reicht das wohl nicht…

Am Bahnhof von Werder das übliche Prozedere: verhältnismäßig lockere Taschenkontrolle (“sind da Glasflaschen drin?”), und dann ab Richtung Insel, wo der Rummel aufgebaut ist.

Wir drehen traditionell die Runde über die Friedrichshöhe und den Hohen Weg mit seinen wunderschönen Privatgärten, die anlässlich des Baumblütenfest zu Kaffee, Kuchen und Obstwein geöffnet sind, aber wer es eilig hat, geht einfach die Eisenbahnstraße hinunter und ist in wenigen Minuten auf der Insel, wo sich die Altstadt (und der Rummel) befindet. Verlaufen kann man sich in Werder jetzt ohnehin kaum – einfach immer den Massen nach!

Das Wetter ist angenehm dieses Jahr, es ist bewölkt aber warm, ein winziger nachmittäglicher Nieselregen tut der guten Stimmung keinen Abbruch. Getestet werden dieses Jahr wie üblich Holunderblüte, Rote Johanna und Löwenzahn, als Neuigkeiten für mich kommen Rhabarber und Akazie hinzu, und abgerundet wird der Tag mit Heidelbeere und Himbeere. Zwischendurch gibt es Schmorgurken oder Spargel auf dem “Wilden Acker” und Kaffee und Kuchen im Obstgarten Rietz.

Auf der Insel essen wir traditionell ein Fischbrötchen und statten dem “Quittenmann” einen Besuch ab, um von seinem köstlichen Saft zu kosten. Ein kurzer Spaziergang führt uns hinunter zur Havel und den dortigen Gärten, dann geht es zurück. Das Riesenrad lassen wir dieses Jahr aus, die Männer haben keine rechte Lust dazu.

Auffallend ist das große Polizeiaufgebot überall in der Stadt. Kaum ist ein Grüppchen mal etwas lauter oder droht die Stimmung irgendwo zu kippen, sind sofort mindestens fünf PolizistInnen da, um zu deeskalieren. Es scheint zu funktionieren, denn wir beobachten trotz reichlich trunkenem Jungvolk keine unschönen Szenen.

Gegen 22:00 Uhr sitzen wir wieder im Zug gen Berlin, und auch hier ist es verhältnismäßig friedlich. an den Berliner Bahnhöfen werden die Aussteigenden von Bundespolizei “begrüßt”, die sich aber erfreulich zurückhält und nicht auf Teufel komm raus Stärke demonstrieren muss. Leider endet der Zug am Zoo, so dass wir doch nochmal in die S-Bahn müssen – nach einem Tag draußen und unter blühenden Bäumen erscheint einem der übliche Samstag-Abend-Trubel in der Stadt geradezu surreal.

Schön war’s wieder gewesen – nächstes Jahr wieder!

Blumen und Obstwein - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Blumen und Obstwein bei Detlev

 

Privatgärten öffnen ihre Tore - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Privatgärten öffnen ihre Tore

 

Kind füttert Hühner

Stadtkinderfreude

 

Strohhüte auf der Leine als Dekoration

LIebevoll dekoriert

 

Tafel mit dem Angebot im Obstgarten Rietz - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Vielfältiges Angebot

 

Schild "Fruchtwein-Ausschank von Fritz Rietz" - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Fruchtwein-Ausschank von Fritz Rietz

 

Kaffee und Kuchen unter blühenden Kirschbäumen - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Bei Rietz sitzt man am schönsten

 

Kirschblüte

Kirschblüte

 

Ballonflaschen mit Obstwein

Ballonflaschen mit Obst- und Blütenweinen

 

Apfelblüte

Apfelblüte

 

Blühende Bäume und Verkaufsstände - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Am Hohen Weg

 

Ballonflaschen mit OBstwein - 136. Baumblütenfest Werder 2015

Alles hausgemacht

Alle Fotos © Astrid Kuckartz. Wenn Sie die Bilder anklicken, gelangen Sie auf meinen Flickr-Account.

 

Die Geschichte des Baumblütenfestes in Werder (Havel)

Im März 1879 beschloss der Werderaner Obstbau-Verein, die Idee des Obstbauern Wilhelm Wils umzusetzen, den Höhepunkt des Blütenstandes der Obstbäume in allen Berliner Zeitungen bekanntzugeben. Sie erhofften sich davon, zahlreiche Interessierte in die Region zu locken, sich für die Schönheit der Stadt zu erwärmen und somit den Umsatz der heimischen Obstbauern zu fördern.

Am 10. Mai 1879 fuhr der erste Sonderzug von Berlin zur Baumblüte nach Werder. Weitere Züge folgten in den darauffolgenden Tagen, und bereits im ersten Jahr kamen 50.000 Besucher in das Havelstädtchen.

Werders Blütenfest gewann schnell an Bekannt- und Beliebtheit und lockte jedes Frühjahr aufs Neue vor allem Berliner scharenweise “ins Jrüne”. Auch die Werderaner Bürger beteiligten sich zunehmend mit dem Verkauf von Wein, Kuchen und Kaffee in den eigenen blühenden Gärten.

Der DDR-Staatsmacht missfiel dies, und so wurde eine Massenschlägerei im Jahr 1977 genutzt, um fortan das Fest streng durch die Volkspolizei kontrollieren zu lassen und ein Alkoholverbot über das Fest zu verhängen.

Das 100. Blütenfest im Jahr 1979 wurde gemeinsam mit dem 30. Geburtstag der DDR gefeiert. Aus dem Volksfest wurde ein staatliches Kulturfest: Alkohol gab es an einem einzigen Stand aus Pappbechern; eine Kapelle der sowjetischen Garnison spielte auf. Immer weniger Besucher kamen zum Baumblütenfest nach Werder; die Obstbauern produzierten Obstwein nur noch zum privaten Gebrauch, denn der Obstweinhandel wurde durch die staatliche HO organisiert.

Zum ersten Blütenfest nach dem Mauerfall 1989 kommen die Menschen – vor allem aus West-Berlin – wieder in Scharen. Das Bier kostet eine DDR-Mark oder 30 West-Pfennig, die Flasche Obstwein zwei Mark West oder fünf Mark Ost.

Mittlerweile kommen bei gutem Wetter bis zu 500.000 Besucher zum neuntägigen Baumblütenfest nach Werder.

Für jeden Geschmack ist etwas dabei: die Jugend tummelt sich auf dem Rummelplatz auf und an der Insel, wer es etwas ruhiger mag, verbringt den Nachmittag bei Obstwein und Schmalzstulle, Kaffee und Kuchen in den privaten Gärten am Hohen Weg oder lässt sich mit dem Bus oder Trecker zu einer Rundfahrt in die Obstplantagen kutschieren. Abends gibt es an mehreren Bühnen Musik und Tanz für jeden Geschmack.

Frohes Neues!

Happy new year!

Ich wünsche Euch allen – je nach Gusto – ein fröhliches, erfolgreiches, gesundes, gesegnetes neues Jahr!

Mögen Eure Wünsche in Erfüllung gehen!

 

Marcus Botsch 1961-2012

Der Gestalter des “Berliner Kanaldeckels” ist tot: Marcus Botsch starb am 6.1.2012 im Alter von 50 Jahren in Berlin. Sein Tod kam, wie man so schön sagt, plötzlich und unerwartet.

Ich habe Marcus Botsch vor etwa 15 Jahren kennengelernt, als ich für das Unternehmen Mediport Kardiotechnik GmbH (heute Berlin Heart GmbH) in Steglitz tätig war. Botsch hatte im “Turm” des Focus Mediport, einem Gründerzentrum für Medizintechnik, ein Büro eingerichtet und gerade das Gehäuse für das externe Herzunterstützungssystem „EXCOR” entwickelt.

Über die Jahre gab es immer wieder berufliche und private Berührungspunkte mit dem Büro Botsch, das später in der Hardenbergstraße und schließlich in Mitte ansässig war. Eine persönliche Freundschaft und enge berufliche Zusammenarbeit verbindet mich bis heute mit Botsch’ langjähriger Mitarbeiterin, der Grafikdesignerin Martina Bolz.

Marcus Botsch war ein im persönlichen Umgang manchmal schwieriger Mensch, der häufig die scheinbar absurdesten Ideen hatte. Und manchmal entstanden aus diesen Ideen äußerst gelungene Gestaltungen, so für den EXCOR, aber auch für Straßenmöbel wie den Berliner Kanaldeckel oder die Berliner Trinkbrunnen, das Public Design für Alt-Sachsenhausen (Frankfurt am Main, 2004) oder die Ausstattungselemente für den Park am Bornstedter Feld (BUGA Potsdam, 1999).

Botsch war belesen, ein begeisterter Segler und hatte eine starke Affinität zu Osteuropa. Wir lernten etwa zur gleichen Zeit Polnisch und tauschten uns über Land und Leute aus; später wandte er seine Leidenschaft Richtung Russland und unternahm ausgedehnte Studien- und Arbeitsreisen nach Moskau.

2008 übernahm ich die Programmierung der Internetseite des Büro Botsch (heute in veränderter Form online) und arbeitete seither an verschiedenen gemeinsamen Projekten.

Wenn auch der private Kontakt in den letzten Jahren seltener geworden war, so sind mir doch Marcus Botsch und seine Arbeit nach wie vor präsent – nicht zuletzt durch die Arbeit am letzten gemeinsam initiierten Projekt, einer Homepage für ein traditionsreiches Berliner Unternehmen.

Marcus Botsch war mir nie ein Freund, aber er war ein Wegbegleiter und Impulsgeber, den ich nicht missen möchte.

Mit-Freude

Toll, wenn die befreundete Designerin, die sich gerade erst selbständig gemacht hat, gegen etablierte Agenturen einen schönen Auftrag an Land gezogen hat – und zwar nicht über den Preis, sondern über die Idee.

Herzlichen Glückwunsch, Martina!

When winning means everything by HikingArtist.com
Illustration: When winning means everything von Frits Ahlefeldt-Laurvig (HikingArtist.com) unter CC BY-NC-ND 2.0 (via Flickr)